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Marion aus Berlin
Reisezeit: Juni 2007
Texte und Fotos: Marion
Kleine Urlaube auf hohen Felsen
Im grauen Januar 2007 in Berlin kaufte ich mir ein Notizbuch mit dem berühmten Grand Canyon auf dem Umschlag und starrte das Bild immer wieder sehnsüchtig an. Traumhaft, solche Felsen, tiefe Schluchten, wunderbare Natur. Aber da werde ich wohl nie hinkommen. Anfang Juni brauchte ich nur knappe drei Stunden mit dem Zug und war mittendrin. Denn was dem einen sein Colorado, das ist mir jetzt das Elbsandsteingebirge.
Bei der Ankunft setzte ich mit der Fähre über und freute mich rein dammelich über die Landschaft. Heiteres Flußtal mit zerklüfteten Felsen - und vier Tage in der Elbblick-Pension an der Kirschleite. Morgensonne, Baumharzduft. Milchkaffee auf der Holzterasse neben der Küche. Diese Terasse ist ein Ort, nach dem man Heimweh bekommen kann.
Von der Pension aus wandert man gleich mitten hinein in die Schrammsteine und klettert hoch auf den schönsten Ausblicksfelsen - wo man sich ins Geländer krallen muss, wenn man nicht ganz schwindelfrei ist. Es ging mir fantastisch. So eine abenteuerliche Landschaft hatte ich nicht erwartet. Was ich täglich schaffen konnte, habe ich begeistert erwandert, und kam abends immer fusslahm in der Pension an. Sogar zum Prebischtor bin ich zu Fuß gegangen, bei Schmilka über die Grenze an unzähligen Verkaufsständen mit schrill bedruckten Badehandtüchern, Gartenzwergen und böhmischem Schnitzwerk vorbei. Skurril.
Abends, als der Rummel nachließ, machten die asiatischen Händler ihre Turnschuhbuden dicht und spielten gemütlich Karten, dann sah man wieder die folkloristischen Holzfassaden von Hrensko. Auf dem Rückweg am Elbufer entlang schien mir die untergehende Sonne ins Gesicht. (Mein Tipp : Ziehen Sie auch bei heißem Wetter geschlossene Schuhe an, denn selbst in die besten Wandersandalen rutschen kleine Steinchen und Äste, die schnell zu Blasen führen.)
Obwohl ich jeden Tag früh aufgebrochen und recht weit gelaufen bin, habe ich vieles noch nicht gesehen. Allein im Schrammsteingebirge sind mir viele Strecken noch unbekannt, dazu die ganze „linkselbische“ Landschaft bei Bielatal oder der tschechische Naturpark. Der Malerweg lohnt sich allemal.
Mein erster Kurzurlaub war so schön, dass ich bald darauf nochmal mit Familie ein Zimmer in der Elbblick-Pension buchte, diesmal oben unterm Dach. Wir hatten zwar nicht ganz so gutes Wetter, aber immerhin ein Auto dabei und sind den Regenwolken einfach davongefahren zur Festung Königsstein (Pflaumenkuchen im Burghof) und zur Bastei (Nebelschwaden mit Ritterromantik), zum Pfaffenstein (schweißtreibender Aufstieg) und zur Burg Hohnstein.
Mein Tipp: Gerade bei Regenwetter sind diese Ausflugsziele sehr schön, weil fast menschenleer, denn bei gutem Wetter wimmelt es von Reisebussen und Touristen.
In der Klamm hinterm Kirnitschstal haben wir Heidelbeeren gepflückt, in Ostrau sächsisch gelernt und auf der Emmabank hoch oben den letzten Abschiedsblick über die Felsen wandern lassen, kurz vor der Rückfahrt. Und wenn ich wieder Sehnsucht, fast Heimweh, nach Postelwitz bekomme, bin ich in kaum drei Stunden dort, ohne Umsteigen. Also: Bis bald.